Etwas graue Theorie am Anfang ...
Standards, Vorschriften und Vereinbarungen
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Normen und andere Regelwerke:
Wie so vieles mittlerweile genormt ist, macht die Normung auch vor der Modellbahnbranche nicht halt. In
Deutschland und Europa kommen die "Normen Europäischer Modellbahnen" (NEM), in Grossbrittanien die Normen
des "British Railway Modeling Standards Bureau" (BRMSB, seit 1941) und in den USA die Normen der "National
Model Railroad Association" (NMRA, seit 1935) zur Anwendung.
Das Normenwerk NEM wird von der Technischen Kommission des "Verbandes der Modelleisenbahner und
Eisenbahnfreunde Europas" (MOROP) mit Sitz in Bern / Schweiz in Zusammenarbeit mit den
Modelleisenbahnherstellern definiert und vom MOROP herausgegeben. Das Wort MOROP setzt sich aus den beiden
Begriffen MOdellbahn und EuROPa zusammen.
Ziel des MOROP in der Vergangenheit seit 1954 war es, die seit Beginn des 20. Jahrhunderts entstandene
Vielfalt an Herstellen an den Verhandlungstisch zu bekommen und deren unterschiedliche Systeme wie z.B.
Maßstäbe, Nenngrößen und Spurweiten zu harmonisieren. Die gewünschte Inkompatiblität der einzelnen Systeme
diente anfangs der Abgrenzung zum Mitbewerber und somit der Kundenbindung. Sie entwickelte sich aber im
Laufe der Zeit zu einem Absatzhemmnis, da nicht jeder Hersteller mit seinen Produkten den ganzen Markt
abdecken, Erzeugnisse anderer Hersteller aber nicht eingesetzt werden konnten.
Der MOROP soll auch in Zukunft dafür sorgen, Normen für den Modellbahnbereich zu erstellen, um die
Austauschbarkeit der verschiedenen Systeme zu gewährleisten.
Die Epochen:
Die große (1:1) und die kleine Bahn (alle Maßstäbe) in Deutschland lassen sich in Epochen einteilen;
jede Epoche hat ihr eigenes Erscheinungsbild, ihren eigenen technischen und kulturellen Fortschritt und
sozialen Hintergrund. Die Epochen lassen sich wie folgt einteilen:
Epoche: | Zeitraum: | Erläuterung: | ||
I | 1835 - etwa 1920 |
Länderbahnzeit; es entstanden viele Privat- und Länderbahnen und gegen Ende dieses Zeitraum die ersten Staatsbahnen. Durch die zahlreichen Bahnen gab es eine Vielfalt von verschiedenen Fahrzeugen, Farbgebungen, Bezeichnungen und Beschriftungen. |
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II | etwa 1920 - etwa 1949 |
Die Privat- und Länderbahnen wurden in eine neue große Gesellschaft überführt, die "Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft" DRG. Daraus resultierte ein einheitliches Fahrzeugprogramm und damit eine Reduzierung der Fahrzeugvielfalt. Es entstanden die Einheitsbauarten. Die DRG wurde zur "Deutschen Reichsbahn" DR. |
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III | etwa 1949 - 1970 |
Nach dem Ende des II. Weltkriegs begann der Wiederaufbau und das Wirtschaftswachstum war nicht aufzuhalten. Die DRG wurde in einen östlichen und einen westlichen Betrieb aufgespalten; es enstanden die "Deutsche Reichsbahn" DR im Osten und die "Deutsche Bundesbahn"DB im Westen. Bei der DB wurde etwas früher als bei der DR auf die effizienteren Elektro- und Diesellokomotiven umgestellt, bei der DR wurde weiterhin auch noch mit Dampf gefahren. |
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IV | 1970 - 1990 |
1970 begann die einheitlich europaweite computergerechte Beschriftung des Fuhrparks; da diese Umstellung mehrere Jahre in Anspruch nahm, gab es ein Nebeneinander von neuen und alten Beschriftungen. |
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V | 1990 - 2006 |
Nach dem Ende des kalten Krieges und dem Fall der Mauer wurden DR und DB zur "Deutschen Bahn AG" zusammengeführt. Auch diese Umstellung benötigte mehrere Jahre, auch hier gab es ein Nebeneinander von verschiedenen Fahrzeugtypen, Farbgebungen, Bezeichnungen und Beschriftungen, s. Epoche I. Es entstanden die ersten ICE-Schnellfahrstecken auf eigenen Trassen. |
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VI | 2006 - heute |
Der Schienenverkehr in Europa wurde liberalisiert und die Schnellfahrstecken in Europa wuchsen zusammen, wofür zuerst die verschiedenen Eisenbahnnormen und technischen Voraussetzungen angeglichen werden mußten. Ein ICE kann heute bis nach Paris und London fahren - vor wenigen Jahren noch undenkbar ! In dieser Epoche wurde ein neues 12-stelliges Nummernschema eingeführt. |
Der Maßstab, die Baugröße und die Spurweite:
Die Modellbahn gibt es in verschiedenen Verkleinerungsmaßstäben, vom Maßstab 1:3 (oder größer) bis
zum Maßstab 1:220 (mini !). Die Modellbahnen werden größenmäßig in Modelleisenbahnen der Baugrößen IIm
und kleiner, Gartenbahnen der Spurweiten 3,5 Zoll, 5 Zoll und 7¼ Zoll (auf denen man sitzend durch den
Garten fahren kann) sowie Parkeisenbahnen einer Spurweite von über 12 Zoll (die so groß sein können, daß
sie auch als Industriebahnen gelten können) eingeteilt.
Die am weitesten verbreiteten Maßstäbe bei den Spiel-Modelleisenbahnern werden sicherlich die Baugrößen
H0 und N sein (s.u.
gelb gekennzeichnet); sie bieten einen Kompromiss zwischen Anlagengröße und
Handhabbarkeitsgröße, d.h. je größer die Baugröße, desto größer auch die Anlagengröße, desto mehr Platz
benötigt die Anlage - und umgekehrt.
Eine Übersicht über die in Deutschland gebräuchlichen Werte folgt:
Maßstab: | Baugröße: | Spurweite Modell: |
Spurweite 1 Vorbild: |
Erläuterung: | ||||
in Zoll 2 | in mm | |||||||
1:3,3 bis 1:5,5 | 7 1/4" | Schmalspur | 7 1/4" = 184 mm | |||||
1:8 | 7 1/4" | 1435 | 1435 mm = Regelspur | |||||
1:4 bis 1:8 | 5" | Schmalspur | 5" = 127 mm | |||||
1:11 | 5" | 1435 | ||||||
in mm | ||||||||
1:22,5 | IIm oder 2m oder G | 45 | 1000 (= 1 m) | das "m" in IIm steht für "Meter"-Spur, das "G" für Gartenbahn | ||||
1:32 | I oder 1 oder Spur 1 | 45 | 1435 | 1435 mm = "Normalspur" | ||||
1:45 | 0 | 32 | 1435 | |||||
1:45 | 0m | 22,5 | 1000 (= 1 m) | "m" s. Erläuterung Maßstab 1:22,5 | ||||
1:76 | 00 | 16,5 | 1435 | |||||
1:87 | H0 | 16,5 | 1435 | das "H" in H0 steht für "Halb" | ||||
1:87 | H0m | 12 | 1000 (= 1 m) | "m" s. Erläuterung Maßstab 1:22,5 | ||||
1:87 | H0e | 9 | 750 | Schmalspur | ||||
1:120 | TT | 12 | 1435 | "TT" steht für "TableTop" | ||||
1:160 | N | 9 | 1435 | N soll für Neun (9) mm Spurweite stehen | ||||
1:220 | Z | 6,5 | 1435 |
1 Die Spurweite wird von Schienenprofilkopfinnenkante bis
Schienenprofilkopfinnenkante gemmessen. In Europa herrscht beim 1:1-Vorbild die Regelspur (= 1435 mm
= 4 Fuß 8½ Zoll = 4' 8½") vor, vereinzelt kommen Schmalspurbahnen (i.d.R. 1000 mm = 1 m) zum Einsatz.
Viele Straßenbahnen in Deutschland fahren auf der Meterspur.
In Russland, aber auch in Finnland, Estland, Lettland und Litauen sowie der Mongolei beträgt die Spurweite
1524 mm = 5 Fuß = 5', mittlerweile beträgt das Maß 1520 mm. Sie wird auch russische Breitspur genannt.
Die breiteste Spurweite gibt es in Indien, Pakistan, Bangladesch, Sri Lanka, Chile und in Argentinien:
Eine Breitspur von 1676 mm = 5½ Fuß = 5' 6" .
Darunter gibt es weitere Spurweiten: Iberische Breitspur mit 1668 mm; Irische Breitspur mit 1600 mm; die
Kapspur mit 1067 mm; Italienische Meterspur mit 950 mm (!); ohne Namen mit 914 mm; Bosnische Spurweite
mit 760 mm; ohne Namen mit 750 mm und 600 mm.
Die Aufzählung ist nicht vollständig. S.a. Wikipedia "Liste der Spurweiten".
2 Bei der Einheit Zoll handelt es sich um ein im Jahr 1234 von
Eduard II. von England eingeführtes Längenmaß; es war definiert als die Länge dreier hintereinandergelegter
Gerstenkörner. Schon vorher im Jahre 1101 hatte Heinrich I. von England die Längeneinheit "Inch" als Breite
seines Daumens eingeführt. Meist war es der zwölfte Teil eines Fußes.
1956 wurde das Internationale oder Englische Zoll auf genau 25,4 mm festgelegt und entspricht im
englischen Sprachraum exakt einem Inch. Das Einheitenzeichen des Zolls ist das Zollzeichen "in" oder
alternativ zwei senkrechte Striche.
1 Zoll | = | 1 in | = | 1" | = | 25,4 mm |
Bei der auf dieser Webseite behandelten Bauform handelt es sich um die Baugröße IIm (s.o. orange gekennzeichnet).
Schienenprofile:
Schienenprofil ist nicht gleich Schienenprofil.
Bis vor einigen Jahren wurde mit der Eisenbahn gespielt, das modellgetreue Aussehen spielte nur eine
untergeordnete Rolle. Im Laufe der Zeit legte man mehr Wert auf das verkleinerte naturgetreue Modell, über
der Schienenoberkante als auch unterhalb.
Um ein sicheres Fahren ohne Entgleisen der Waggons und Lokomotiven zu gewährleisten, waren die Spurkränze
der Räder und die Schienen gegenüber dem Vorbild in 1:1 stark überdimensioniert. Beim bundesdeutschen
Vorbild beträgt die Profilhöhe 154 mm (Schienenbauart S 54; Begriffserläuterung: Profilhöhe = Schienenhöhe),
das entspricht einer Profilhöhe in H0 von 1,77 mm; tatsächlich waren (und sind immer noch) Höhen von 2,5 mm
weit verbreitet. Umgerechnet auf das Vorbild entspricht das einer Profilhöhe von ca. 218 mm - viel zu hoch.
Warum also nicht einfach die Schienen der Modellbahn auf niedrigere Profilhöhen umrüsten ? Weil dann die
überdimensionierten Spurkränze der meisten Hesteller nicht nur auf den Schienen, sondern auch über die
Schwellen rollen würden. Ein Betrieb wäre nicht mehr möglich. Also muß man die Spurkränze aufwendig
abdrehen oder austauschen. Bei einem großen Fuhrpark wenig praktikabel.
Um den Willen des Modelleisenbahners trotzdem zu befriedigen, gibt es Gleise mit verschiedenen Profilhöhen.
Sie werden z.B. unter der Bezeichnung "Code 200" angeboten. Was heißt das ? Der
Wert "200" steht für die Profilhöhe der Schiene in Tausendstel (hier: x 200) eines Zolls und entspricht einer
Profilhöhe von 5,08 mm (1 Zoll = 25,4 mm entspricht Code 1000).
Siehe auch: Berechnungsbeispiel der Profilhöhe
Es folgt eine Übersicht über die gängigen Schienen-Profile (alle Maße in mm):
Code: | 40 | 55 | 60 | 70 | 75 | 80 | 100 | 124 | 143 | 200 | 250 | 332 | 335 | 1000 | ||||||||||||||||
Profilkopfbreite A: | 0,5 | 0,7 | 0,75 | 0,8 | 0,78 | 0,63 | 1,04 | 1,52 | 1,60 | 2,46 | 2,79 | ? | ? | ? | ||||||||||||||||
Profilhöhe B: | 1,0 | 1,4 | 1,57 | 1,78 | 1,90 | 2,03 | 2,50 | 3,15 | 3,63 | 5,08 | 6,35 | 8,43 | 8,50 | 25,4 | ||||||||||||||||
Profilfußbreite C: | 0,9 | 1,3 | 1,24 | 1,6 | 1,72 | 1,39 | 2,28 | 1,85 | 3,20 | 2,87 | 4,06 | ? | ? | ? | ||||||||||||||||
Legende: ? = Zahlen werden noch ermittelt und nachgetragen ! Grüne Kennzeichnung = Beispiel im Text s.o. | Skizze schematisch. (© by TB) |